In Österreich sind im Jahr 2018 fast 222 Tausend Tonnen Textilabfälle angefallen, von denen lediglich 23% (das sind 51∙103 t) sortenrein gesammelt wurden und 77% (171∙103 t) in gemischten Abfällen landeten. Alttextilien in gemischten Siedlungsabfällen enden fast ausschließlich in einer thermischen Verwertung. In Summe werden von den 222 Tausend Tonnen Textilabfällen nur rund 7% (ca. 15∙103 t) stofflich verwertet und 10% (ca. 22∙103 t) wiederverwendet (UBA 2022). Eine deutliche Erhöhung der Recyclingquote bei Alttextilien ist daher anzustreben. Da die meisten Textilien aus zwei oder mehreren Fasertypen bestehen, ist ein Recycling mit den derzeitigen Technologien nicht effizient möglich. Daher ist das Ziel des Projekts, dieses Problem zu lösen und es zu ermöglichen, Polymere aus Textilien im Kreislauf zu führen. Das Kernstück dabei ist die enzymatische Hydrolyse, welche jeweils diejenige Komponente aus einem Fasergemisch abtrennt, die in geringen Anteilen vorhanden ist, damit das verbleibende Polymer als Rohstoff für die textile Verarbeitungskette zur Verfügung stehen kann. Je nach Polymer kann in einem Schmelz- oder Lösungsmittelspinnprozess eine Recycling-Faser hergestellt werden, die in weiterer Folge zu einem Garn und schließlich zu einem Textil verarbeitet werden kann (Abb. 1). Dieses Faser-zu-Faser Recycling entspricht der Idee der Kreislaufwirtschaft. Dadurch kann den Verbrauch an Ressourcen verringern werden sowie auch ein neues Geschäftsfeld für die Recyclingindustrie generiert werden. Damit die enzymatische Trennung effizient läuft, müssen die Textilien zuerst automatisch erkannt und sortiert werden, wodurch Fraktionen mit hohen Anteilen an Polyester oder Cellulose erzeugt werden können. Diese müssen dann vorzerkleinert und von Störstoffen befreit werden, z.B. Reißverschlüssen oder Knöpfen, und dann weiter gemahlen werden, damit die enzymatische Hydrolyse in einer akzeptablen Geschwindigkeit aufläuft.
Im Projekt arbeiten Partner (Abb. 2) entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Sammlung und Sortierung der Textilien über die Zerkleinerung und Aufbereitung bis hin zum Recycling, der Faser- und Textilherstellung und der Veredelung an der Schließung dieses Kreislaufs. Sowohl die automatische Erkennung und Identifikation für die Textilabfälle wie auch die Auftrennung der Textilien mittels enzymatischer Hydrolyse gehen wesentlich über den Stand der Technik hinaus. Um dies möglich zu machen, sind die interdisziplinären Forschungsfragestellungen zur Sortierung, Zerkleinerung, enzymatischen Hydrolyse, Auftrennung und dem Faserrecycling zu lösen. Das Projekt schafft die Grundlagen für das hochwertige, werkstoffliche Recycling von Textilabfällen und schließt damit den Kreislauf, was bisher nicht möglich war. Basierend auf den Ergebnissen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette generiert werden, kann ein Recyclingprozess entwickelt werden, der einerseits einen großen Beitrag zur Ressourcenschonung ermöglicht, und andererseits auch lokal neue Rohstoffquellen für Textilien schafft.